Weisheiten
der Woche
Swissroller's
kleine Wissensdatenbank
Spam im Juli von
ben.avery@swissroller.net, 21. 7. 2006
Spam
Unter Spam versteht man unverlangt zugestellte E-Mails (Definition der
Kommission der Europ. Gemeinschaften). Der Name "Spam" ist
dem Dosenfleisch SPAM (Spiced Porc and Ham) der Firma Hormel Foods entliehen,
weitere Information gibt es direkt vom Hersteller. Die meisten Spams
sind kommerziell und werden aufgrund der geringen Kosten für den
Versender in grossen Massen verschickt (einige 100'000 bis Millionen).
Allein die Kosten für den Download werden weltweit auf 10 Mrd.
Euro geschätzt (vgl. Studie der Europ. Gemeinschaft). Man kann
folgende Typen unterscheiden:
- Kommerzielle Spams
(UCE = Unsoliticed Comercial E- Mail: Unerbetenes kommerzielles E-Mail)
- Kettenbriefe / Viruswarnungen
- durch Viren versandte E-Mails
Kommerzieller Spam
Ein kommerzieller Spammer führt eine Datenbank mit teilweise mehreren
Millionen Adressen. Diese kann er z.B. durch das gezielte (mit einem
Programm automatisierte) Absuchen von Newsgroups, Homepages oder E-Mailverzeichnissen,
aber auch durch Durchprobieren gängiger Adressen (webmaster@...,
info@... usw.) erhalten. Das Versenden der E-Mails funktioniert ebenfalls
automatisch, da der Versand von E-Mails fast nichts kostet, spielt es
keine Rolle, wenn viele Adressen ungültig sind.
Programme zum Auslesen von Newsgroups sind sehr einfach zu schreiben
und sehr ergiebig.
Um nicht viele Fehlermeldungen
wegen ungültiger Adressen oder gehässige Antworten zu erhalten,
setzt der Spammer eine falsche Rückantwortadresse ein, die es zusätzlich
schwierig macht, seine Identität herauszufinden. Kommuniziert werden
kann nur per Post oder Fax. Da so für Beschwerden Kosten anfallen,
erhoffen sich Spammer, weniger Negativreaktionen zu erhalten.
Zusätzlich
verwendet ein erfahrener Spammer nicht den Mailserver seines Providers,
sondern einen anderen, ungeschützten Mailserver. Damit erschwert
der Spammer Gegenmassnahmen, da ungeschützte Mailserver oft keinen
(fähigen) Administrator haben oder einen, dem Reklamationen egal
sind.
Trotzdem hinterlassen
Spammer ihre Spuren, wie Sie dies in Was tun gegen Spam? genauer lesen
können. Ausserdem müssen Spammer irgendwo im E-Mail auch eine
Kontaktadresse angeben, damit ihre Produkte wenigstens theoretisch gekauft
werden können.
Wie verdienen
Spammer Geld?
Ein besonderes Merkmal von Spam ist, dass fast sämtliche Kosten
nicht vom Spammer, sondern von den Empfängern und den Providern
bezahlt werden müssen. Möglich macht dies die Eigenheit des
SMTP- Protokolls (mit welchem E-Mails versandt werden), welches ermöglicht,
dass der Versender von E-Mails den Text des Spams zusammen mit einer
Liste von 100 E-Mailadressen schicken kann und der Mailserver dann diese
Liste abarbeitet. Der Spammer trägt somit nur rund 1/100 der anfallenden
Kosten. Auch fällt beim Spamming keinerlei Arbeit an. Es existieren
Programme, die den vollautomatischen Versand von Millionen von E-Mails
ermöglichen (was ja grundsätzlich sinnvoll ist, jedoch auch
zu Spamming missbraucht werden kann). Dementsprechend muss der Spammer
nur das Programm starten und kann dann einer anderen Tätigkeit
nachgehen, während sein Programm hunderttausende von Leuten belästigt.
Aufgrund der geringen Kosten rechnet sich Spamming für den Spammer
schon bei sehr wenigen positiven Reaktionen. Wenn auf 5 Millionen Spams
5 Personen ein Produkt für Fr. 100 kaufen, lohnt sich das Geschäft
bereits. Für die beim Versand tatsächlich anfallenden Kosten,
muss der Spammer ja nicht aufkommen.
Jeder, der Spam
erhält, wird merken, dass mit Spam hauptsächlich für
Dinge geworben wird, für die es sich nicht lohnt, in andere Werbemittel
zu investieren, entweder weil das beworbene Produkt praktisch wertlos
oder aber sogar illegal ist.
Kettenbriefe
Kettenbriefe sind meist nicht das Werk von professioneller Spammer.
Oft enthalten sie einen Hinweis, das E-Mail an alle Personen, die man
kennt, weiterzuverschicken. Ihr Ursprung ist ein aus dem Ruder gelaufener
Streich oder die Unkenntnis der Sender. Andere Kettenbriefe versprechen
den Versendern grosse Geldsummen (s. Multi Level Marketing) und empfehlen,
professionelle Spam- Programme einzusetzen. Mathematisch lässt
sich leicht nachprüfen, dass die Gewinnversprechungen völlig
absurd sind.
Was tun
gegen Kettenbriefe?
Auf keinen Fall sollte man das E-Mail weiterverschicken. Falls Sie die
Person, die Ihnen den Kettenbrief zugesandt hat, kennen, machen Sie
sie darauf aufmerksam, wie unnütz Kettenbriefe sind und das Sie
soche Sachen nicht mehr erhalten wollen. Ansonsten verfahren Sie wie
bei einem professionellen Spam. (s. Was tun gegen Spam?).
Falls Sie einen mitleiderweckenden Kettenbrief erhalten haben, senden
Sie auf keinen Fall Geld, die Wahrscheinlichkeit, dass jemand Ihr Mitleid
schamlos ausnützen will, ist beinahe hundertprozentig. Welches
arme Kind aus einem Drittweltland hat denn schon die technischen Mittel,
Ihnen E-Mails zu schicken?
Ebenso sollten Sie
den absurden Gewinnversprechungen in E-Mails, die zum Verschicken von
Geld auffordern, weil Sie dann von denen, die ein E-Mail von Ihnen erhalten,
ebenfalls Geld erhalten, auf keinen Fall Glauben schenken. Welcher Bekannte
sollte Ihnen schon einfach so Geld überweisen? Falls es so einen
gibt, schreiben Sie nur diesem ein E-Mail und kassieren Sie ab.
Viren
Viele Viren nützen eine bekannte Schwäche des E-Mailprogramms
Microsoft Outlook Express aus. Dieses stellt Anhänge als Text-Dokumente
oder ähnliches dar, obschon sich in Wirklichkeit ein Programm dahinter
verbirgt, welches beim Anklicken ausgeführt wird. Auf diese Weise
wird ein Virus installiert, welcher sich an diverse E-Mailadressen verschickt,
die er z.B. im Adressbuch des E-Mailprogrammes findet. Darunter fallen
Viren wie Sircam, Hybris u.a. Durch die hohe Verbreitung von Mircosoft
Outlook Express verbreiten sich solche Viren oft lawinenartig über
die ganze Welt.
Was gegen
Virenmails tun?
Die oftmals lawinenartige Verbreitung von Virenmails macht es sehr schwierig,
etwas gegen Virenmails zu tun. Grundsätzlich kann man den Absender
wie bei gewöhnlichen Spammails ermitteln und den Provider bitten,
seinem Kunden eine Mitteilung zu schicken. Wichtig wäre vor allem,
sich nicht selbst an der Verbreitung zu beteiligen. Virenscanner, wie
sie vielerorts angeboten werden, bieten nur eine trügerische Sicherheit.
Viren, die sich per E-Mail verbreiten, gehen innert Stunden um die Welt,
viel schneller, als dass irgend ein Anbieter von Anti- Virus Software
reagieren könnte. Wichtig wäre vor allem, das eigene E-Mail-Programm
sinnvoll zu konfigurieren. Attachments sollten nie mit einem Programm,
welches Inhalte ausführt, betrachtet werden, sondern mit einem
sog. Viewer. Lassen sie sich z.B. Textdokumente in sicheren Formaten
wie rtf schicken, anstatt als Word Dokument, welches potentiell Viren
enthalten könnte.
Wieso ist
Spam schlecht?
Das grosse Problem des Spams ist die Überwälzung der Kosten
auf die Empfänger und die Provider. Das SMTP- Protokoll, welches
technisch den Versand von E-Mails regelt, ermöglicht es, zu einem
E-Mail eine Liste von 100 Empfängern anzugeben, an welche der Mailserver
das Mail verschickt. Wenn der Spammer also eine Million E-Mails versenden
will, muss er lediglich 10'000 mal ein E-Mail verschicken. Die ganze
restliche Last tragen die Provider und die Empfänger. Allein die
Kosten des Downloads von Spam- Mail bei den Empfängern werden auf
weltweit jährlich 10 Mrd. Euro geschätzt. Ein anderes Problem
sind die durch den Spam- Versand entstehenden Verzögerungen und
Ausfälle. Alle auf dem Mailserver zum Versand anstehenden Mails
landen in einer Warteschleife. Wenn ein Spammer nun 1'000'000 Spams
in die Warteschleife setzt, müssen auch normale Mails hinten anstehen
und werden so erst mit erheblicher Verzögerung weiterverschickt.
Viele Mailboxen haben auch heute noch eine Grössenbeschränkung.
Oft passiert es, dass z.B. bei Ferienabwesenheit so viel Spams eintreffen,
dass die Mailbox überfüllt ist und reguläre Mails abgewiesen
werden. Durch übermässige Nutzung können Server mitunter
sogar abstürzen, was massive Verzögerungen und gravierende
Schäden zur Folge hat.
Spams sind somit ein Ärgernis für alle E-Mail Benützer.
Sie machen viele Dienstleistungen unmöglich oder erschweren sie
gravierend. Schätzungen gehen z.B. davon aus, dass das Google-Usenet-
Archiv (ehemals Dejanews), welches Newsgroups Postings aufbewahrt, zu
rund 30% aus Spam besteht. Mailinglisten können vielfach nur mit
einem Moderator geführt werden, welcher Spam- Mails vorgängig
löscht. Viele Personen geben auch ihre Mailadresse nicht mehr an,
aus angst, zugespammt zu werden. Dies erschwert die Kommunikation oder
macht sie unmöglich. Alle ernstzunehmenden E-Maildienste investieren
viel Arbeit und Geld für Spamschutzmassnahmen.
Die Spammer selbst
müssen von diesen Kosten gar nichts tragen.
Spammer stellen
die E-Mailbenutzer vor ein Dilemma: Denn entweder ist ihre Mailbox regelmässig
mit teilweise dutzenden von Spams verstopft oder sie benutzen Filter
und gehen das Risiko ein, dass auch legitime E-Mails gefiltert werden.
Filtersysteme, die gezielt spamfreundliche oder ignorante Provider komplett
sperren und so besonders effektiv sind, haben den Nachteil, dass sie
seriöse Kunden dieser Provider von der Aussenwelt abschneiden.
Selbst grossen Provider unterlaufen beim Filtern immer wieder Pannen,
wie z.B. diese Nachricht des Heise-Newstickers zeigt. Die Behauptung
einiger Spammer, sie würden sich für die verfassungsmässig
garantierte Meinungsfreiheit einsetzen ist somit absurd. Das Gegenteil
ist der Fall: Spammer zwingen normale Benutzer dazu, Filter einzusetzen,
um die eigenen Mails noch lesen zu können, mit dem Risiko, legitime
Mails zu verlieren.