Weisheiten
der Woche
Swissroller's
kleine Wissensdatenbank (Woche für Woche schlauer
werden...)
Todesstrafen RS,
7. 7. 2005
Im römischen Reich wurden entlaufene Sklaven, Verbrecher, Ausländer
und Aufständische durch Kreuzigung hingerichtet. Im Mittelalter
nannte man den Henker "Meister Hans". Er war geächtet
und stand auf der niedrigsten sozialen Stufe, obwohl die Todesurteile
öffentlich und als Volksschauspiel vollstreckt wurden. Im Mittelalter
waren Erhängen, Erwürgen und Rädern Hinrichtungsarten
für schwere Straftaten, Adlige durften durch das Schwert (Enthauptung)
sterben. Ketzer starben auf dem Scheiterhaufen. Die Guillotine wurde
seit 1792 und verbreitete sich von Frankreich aus in Europa.
Seit dem 19. Jahrhundert war die Enthauptung in Deutschland die gesetzlich
vorgeschriebene Form der Hinrichtung, für militärische Kapitalvergehen,
Erschiessen. Im Dritten Reich gab es auch die Hinrichtung durch den
Strang, was eine entehrende Form der Todesstrafe war. Da in Staaten,
in denen die Menschenrechte per Verfassung geschützt sind, ein
Strafverfahren für zum Tod Verurteilte mehrere Instanzen und Appelationsverfahren
durchläuft, um Fehlurteile zu vermeiden, kann ein solches Strafverfahren
Jahrzehnte dauern. Ein Prozess, nach dessen Abschluss der Verurteilte
hingerichtet wird, kostet in den USA den Staat oft mehr, als eine lebenslange
Inhaftierung.
Im Gebiet der späteren Bundesrepublik wurden die letzten Todesstrafen
1951 in Gefängnissen der US-Armee in Deutschland vollstreckt, ausserhalb
dieser Gefängnisse bis 1949, hauptsächlich wegen Kriegsverbrechen
und Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Nürnberger Prozesse).
Im deutschen Grundgesetz ist die Todesstrafe gemäss Artikel 102
abgeschafft.
In der DDR gab es die Todesstrafe offiziell bis 1987, wurde aber seit
den 70er Jahren fast nur noch bei Spionagefällen verhängt.
Die letzte zivile Todesstrafe wurde 1972 an dem Kindermörder Erwin
Hagedorn vollstreckt, die letzte Todesstrafe 1981 am MfS-Offizier Werner
Teske. Das einzige Land in Europa, das noch die Todesstrafe verhängt
ist Weissrussland. In der europäischen Verfassung ist die Todesstrafe
verboten. Dieses Verbot ist Aufnahmebedingung für mögliche
neue Mitgliedsstaaten.
Todesstrafe in den USA
Die erste Hinrichtung in den britischen Kolonien gab es 1608; ein Kapitän
wurde der Spionage für Spanien angeklagt. Der elektrische Stuhl
wurde 1888 eingeführt. Vorher waren die gängigen Hinrichtungsmethoden
Erschiessen und Erhängen. Am 29.06.1972 wurden vom Obersten US-Gerichtshof
40 Todesstrafengesetze der Bundesstaaten für nichtig erklärt,
die Todesstrafe im ganzen Land ausgesetzt und die Todesurteile von 629
Gefangenen in lebenslange Haftstrafen umgewandelt. Daraufhin haben die
Bundesstaaten ihre Todesstrafengesetze überarbeitet und 1976 wurde
die Todesstrafe wieder in Kraft gesetzt. 1977 wurden die Hinrichtungen
wieder aufgenommen. Seit 1977 wurden in den USA 22 Männer hingerichtet,
die zur Tatzeit noch minderjährig waren - davon 13 in Texas, dem
Heimatstaat des US-Präsidenten Bush. 1982 wurde erstmals ein Verurteilter
durch die Giftspritze hingerichtet. Die Anzahl der vollstreckten Urteile
seit Wiedereinführung der Todesstrafe ist im Bundesstaat Texas
höher als in den nächsten sechs noch vollstreckenden Staaten
zusammen. Seit
März 2005 ist die Todesstrafe für zur Tatzeit minderjährige
Straftäter durch Grundsatzurteil des Obersten US-Gerichtshofs abgeschafft.
Das entspricht internationalem Recht, nach dem die Todesstrafe für
zur Tatzeit noch nicht Achtzehnjährige verboten ist. Bis dahin
war die Todesstrafe für Minderjährige noch in 19 Bundesstaaten
zulässig.
Bitter
und ungerecht
Laut
Amnesty International sind seit 1900 mindestens 450 Menschen zum Tode
verurteilt worden, deren Unschuld später bewiesen wurde. Experten
gehen aber von einer weit grössere Zahl von unschuldig Hingerichteten
aus. Nicht zu vergessen sind die unschuldig zu lebenslanger Haft verurteilte
Menschen.