Weisheiten
der Woche
Swissroller's
kleine Wissensdatenbank (Woche für Woche schlauer
werden...)
Deutschland und die automobile Entwicklung RS,
16. 9. 2005
Deutschland,
das Wunderland des automobilen Fortschritts
Deutschland brachte schon seit langer Zeit viele wichtige Erfindungen
auf den Markt. Es gibt fast kein Bereich des tägliche Lebens, wo
Deutschland mit seinen findigen Entwicklern und Forschern nicht eine
wichtige Erfindung hervorgebracht hat.
Die erste Autobahn
der Welt war die AVUS in Berlin, diese wurde 1921 gebaut. Deutschland
gilt als Erfinder des Autos, Deutschland hat den Ruf die qualitativ
besten Autos der Welt zu bauen. Deutschland war jahrzehntelang sehr
innovativ im Automobilbau, die letzten Jahren waren jedoch geprägt
von vielen Schein-Innovationen. Eine positive Ausnahme ist Porsche,
die bauen noch heute einen Sportwagen (911) mit über 350 PS der
nicht nur mit hervorragender Qualität glänzt, sondern mit
einem Benzinverbrauch von 11 Liter bei ca. 1,5 Tonnen Fahrzeuggewicht
eine hervorragende Umwelteffizient bietet. Innovationen findet man auch
bei den Bremsen, kaum ein anderes Serienfahrzeug bremst besser. Dies
ist gleichzeitig auch der Beweis, dass ein sportliches Fahrzeug bei
der Sicherheit jedem normalen Familienauto um Generationen voraus ist.
Der noch junge Ferdinand Porsche (1875 - 1951) konstruierte übrigens
im Jahr 1900 sein erstes Auto. Der Lehner-Porsche hatte zwei Elektromotoren
(Nabenmotoren). Zuerst hatte wurde der Wagen mit Blei-Akkus betrieben,
danach installierte er einen Daimler-Benzinmotor, der einen Generator
als Stromlieferant antrieb. Das erste Hybrid-Auto war geboren.
Die aktuelle
Situation im deutschen Automobilbereich ist ein Desaster
Frühere Tugenden wie Qualität, Leistungsfähigkeit,
Zuverlässigkeit, Innovation, Kundenorientierung sind anscheinend
verloren gegangen. Als 1970 die ersten Japaner mit ihren Autos auf dem
Markt erschienen, lächelten die deutschen Autobauer. Billige Kopien
ohne wirkliche Innovation, die würden es nie schaffen an die deutsche
Qualität heranzukommen. Heute ist Toyota der führende Automobilhersteller
für gute und zuverlässige Autos. Toyota hat erkannt wohin
der Hase rennt und schon frühzeitig Hybridfahrzeuge entwickelt.
Der Toyota Prius (Nomen est Omen) baut das Hybridauto bereits seit 2004
in grossen Stückzahlen. Die ersten Kinderkrankheiten wurden eliminiert,
die aktuellen Modelle funktionieren wunderbar. Nun werden weitere Modelle
nachgeschoben. Lexus, der Toyota-Tochter für Luxusfahrzeuge hat
seit diesem Jahr den Geländewagen mit Hybridtechnologie (RX400h)
auf dem Markt. Der 2 Tonnen schwere Geländewagen hat einen Verbrauch
von nur 8 Liter Benzin auf 100 Km. Das ist echte Innovation.
Und was macht Deutschland?
Die germanischen Automobilverkäufer rücken sich das Goldkettchen
am Handgelenk zurecht und erzählen jedem der es hören will,
vom schwierigen Markt und der harten Konkurrenz. Aber Konkurrenz haben
alle. Natürlich liegt die Wirtschaft im Krankenzimmer und natürlich
stehen wir heute in einem gesättigten Markt, die Boomjahre der
früheren Jahre sind vorbei. Aber die Wahrzeit ist auch, dass die
Manager der grossen Automobilkonzerne ihre Hausaufgaben nicht gemacht
haben. Da werkeln BMW und Mercedes seit Jahren an Wasserstofflösungen
herum die in der Praxis nicht funktionieren. VW zeigte die tollsten
Studien vom 1 Liter Auto bis 1001 PS. Opel war in den letzten 2 Dekaden
besonders schlau und hat gemerkt, dass sich bei den Zulieferern viel
Geld sparen lässt. Die neuen Super-Einkäufer vom Typ "kurzfristiger
Giermanager", haben einfach die Lieferanten unter Druck gesetzt
und die Einkaufspreise ohne Effizienzsteigerung nach unten korrigiert.
Das Resultat ist bekannt, die Lieferanten lieferten zwar zu den vorgegebenen
Preisen, mussten aber die Qualität runterfahren. Die damaligen
Manager sind in der Zwischenzeit in der Wirtschaft weitergezogen, die
Suppe wird von den Aktionären und den Mitarbeitern ausgelöffelt.
Das Verliererimage als Tiefqualitätsmarke Opel haftet übrigens
starkextrem stark und kann nicht einmal mit grossen PR-Budgets wettgemacht
werden. Mercedes und BMW bringen seit Jahren "Scheininnovationen"
auf den Markt. Die neuen Systeme haben eines gemeinsam: Sie funktionieren
schlecht, verursachen viele Störungen, kosten viel Geld, sind schlicht
am Kunden vorbeientwickelt worden.
Wie weiter?
Die aktuelle internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt
zeigt wo die Innovation hängt. Deutsche Automobilbauer sehen die
Felle davonschwimmen und stellen als Notlösung einige Hybrid-Prototypen
auf die Messe. Die Ausstellungsfahrzeuge sind gefällt mit warmer
Luft. Die warme Luft stammt von den Köpfen der Führungsgilde
der Automobilkonzerne. Sie blasen die warme Luft die vielen Hierarchiestufe
nach unten. Am Schluss steht ein Umwelt-Prototyp auf 4 Rädern da,
die Luft kühlt sich ab, aber es immer noch Luft. Audi stellt den
Q7 in der Hybridvariante aus, gibt aber zu dass das Auto weder entwickelt
wurde noch in absehbarer Zeit gekauft werden kann. Man müsse eben
zuerst ein Energiemanagementsystem entwickeln. Die Autobauer BMW, DaimlerChrysler
und General Motors bilden eiligst eine Hybrid-Allianz, die Autozulieferer
Continental und ZF wollen ebenfalls mitmachen. Diese Prototypen-Geschichte
bei Messen ist eine echte Verarschung der Kunden. Statt zuverlässiger
und funktionierender Leistung wird einfach lackierte Luft geboten.
Das totale Versagen
ist der Automobilmanager ist unglaublich. Was haben die die deutsche
Hersteller in den letzten Jahren gemacht? Man braucht weder Ingenieur
noch Hellseher zu sein um zu begreifen, dass sich Energiesysteme mit
Wasserstoff oder der Brennstoffzelle in der nächsten Generation
(20 Jahre) nicht durchsetzen können. Die von der Industrie forcierten
Dieselantriebe sind auch nicht das gelbe vom Ei. Die positive Auswirkung
der Partikelfilter in diesen Fahrzeugen wird frühestens in 5-10
Jahren sichtbar sein. Die Variante Erdgas ist ebenfalls keine wirkliche
Variante, denn der Gaspreis ist in den Händen von Monopolisten
und zudem natürlich auch fossil.
Der Blei-Säure
Akku wurde vor 150 Jahren in Frankreich erfunden und noch heute in jedem
Auto präsent. Dieses Teil ist gemäss Pannenstatistik der grösste
Pannenverursacher im Auto. Nicht zu glauben, dass kein grosser deutscher
Hersteller sich diesen Problems angenommen hat und eine leistungsfähigere
Ni-MH oder Li-Po Lösung anbietet. Gemäss Swissroller-Studie
beträgt das jährliche Umsatzvolumen mit Blei-Akkus über
10 Milliarden Dollar. Auch für Autohersteller ein einträgliches
und vor allem wiederkehrendes Geschäft...
Automobilbereich ein Spiegel der Wirtschaft?
Die Automobilwirtschaft ist der glasklare Spiegel der deutschen Gesamtwirtschaft.
Die Wirtschaft ist geprägt von Bürokratie, Fehlentscheiden,
Angst vor der Zukunft. In Bildern gesprochen heisst das, ein Automobil
ist unterwegs mir 4 Passagieren. Der Fahrer fährt und sucht den
besten Weg. Seine Passagieren ziehen abwechselnd die Handbremse, der
Fahrer hat keine Chance.
Die Versager
Das Hauptproblem liegt in den der verknöcherten und verfilzten
Führungsstruktur der Automobilbranche. Das Management ist alt und
nicht entscheidungsfreudig, zudem scheut es die Verantwortung. Der Beweis
für die Unfähigkeit der Manager findet man aktuell bei den
Reaktionen auf den chinesischen Markeintritt in Europa. Deutsche Manager
machen den gleichen Fehler wie bei den Japanern vor über 35 Jahren.
Sie kritisieren Details an den ersten chinesischen Fahrzeugen, bemängeln
gewisse Sicherheitsfeatures und finden die Fahrzeuge allgemein "zu
klobig". Die gleiche Kritik bekamen die Japaner seinerzeit auch
zu hören, sie bauen heute aber bessere Autos. Wir raten die Chinesen
ernst zu nehmen. China kommt in grossen Schritten. Autos werden in den
nächsten jahren immer besser werden und Preislinien nach unten
markant durchbrechen. Wer den Gigant nicht ernst nimmt, kommt selbst
unter die Räder. Die "alte Generation" sitzt heute -
gut von Kollegen abgesichert - an den wichtigen Stellen in der Automobilindustrie
denkt, dass sie vom Staat geschützt werden und noch viel Zeit haben.
Sie denken auch, dass sie den zukünftigen Preiskampf mit China
gewinnen können. Diese Illusion ist falsch. Sie denken, wir machen
es vielleicht später. Vielleicht ist später zu spät.
Die Lösung
Das Hauptproblem der geistigen Blockade ist nur mit einem jungen und
geistig frischen Management zu lösen. Die neue und motivierte Generation
weiss, dass der Tag nach 8 Stunden nicht fertig ist. Die junge Generation
hat die die Kraft und die Fähigkeit, die deutsche Automobilindustrie
durch nachhaltige Innovation und Technik zurück an die Weltspitze
zu führen. Aber eben, vielleicht ist später zu spät.